Unser Flachsbrunnen

Flachsbrunnen in Vernum

Entworfen und den Bau begleitet hat den Flachsbrunnen der Künstler Hans-Peter Fonteyne, der z. Zt. der Planung und des Baus selbst noch in Vernum gewohnt hat. Die Einweihung und die Übergabe des Brunnens an die Bürger Vernums fand am 28. Juni 2002 statt. Der Brunnen war ein Geschenk an die Vernumer Bürger zum 800jährigen Jubiläum der Ortschaft Vernum.

Das Motiv und der Standort für unseren Brunnen wurden nicht zufällig ausgewählt. Der geschichtliche Hintergrund stand hier Pate. Die heutige Bürgerwiese war frühere lediglich eine Wiese im Besitz der Familie Stenmans-Smitmans. Hier befand sich die sogenannte…

ROTTKULL (Text Finni Maas)

Der Flachsanbau war in früherer Zeit nötig, da es hier noch keine Baumwolle gab. Für eingeführte Baumwolle brauchte man Handelswege und Devisen. Flachs durfte nur in 7jährigem Fruchtwechsel angebaut werden. Anfang April wurde der Leinsamen ausgebracht. Es dauerte 100 Sonnenstunden bei günstigem Wetter bis er keimte. Dann brauchte er drei Monate bis er reif war. In der Zwischenzeit musste er immer wieder gejätet und sauber gehalten werden.

Zur Erntezeit wurde er mit den Wurzeln ausgezogen, gebündelt und zu Gasten aufgestellt, damit der Samen nachreifen konnte. Dann wurde er nach Hause gefahren, mit den Köpfen durch die „Hechel“ gezogen, so dass die Samenkapseln absprangen und gedroschen werden konnten. Danach kam das Flachsstroh in dieRottkull. Es musste vom Wasser bedeckt bleiben, damit auch die holzigen Teile verrotten konnten. Daher wurde die Grube mit Brettern und Steinen abgedeckt. Nach gut einer Woche wurden die Bündel aus dem Wasser genommen, auf Darren getrocknet und auf den Söller gebracht.

Im Winter freuten sich die Kinder über eine herrliche Eisbahn, wenn die Rottkull nach vorherigen Regenfällen zugefroren war.

Wenn die Feldarbeit zur Winterzeit beendet war, wurde der Flachs im Steinbackofen vollständig getrocknet. Die Stängel wurden durch den „Brecher“ in der Braak gebrochen. Danach kam das „Schwingen“. Die holzigen Teile, die in den Fasern hängen geblieben waren, wurden durch ein flaches Brett herausgeschlagen oder von einem Flügelrad, das sich kurz am Brett vorbeidrehte, entfernt. Danach wurde mit einem stumpfen Ribbmesser über die Fasern gestrichen, um die letzten Holzteile zu entfernen. Durch acht verschiedene dichte Hechelstifte (Eisenstifte) wurden die langen Flachshaare gezogen, so dass sie dann ganz fein und seidig wie Frauenhaare waren. Die kurzen Enden, die in den Stiften hängen blieben, waren der „Werg“, den man zum Abdichten von Wasserrohren gebrauchte. Die wunderbare gute Flachsfaser wurde zu „Docken“ gedreht und konnte von der Spindel aus gesponnen werden.